Beim Vortrieb des Thames Tideway Tunnels West C405 war Präzision von größter Bedeutung, da der Tunnel für die Nutzung als Freispiegelentwässerungskanal angepasst wurde. Die innovativen Lösungen von VMT, darunter zwei Branchenneuheiten, trugen dazu bei, dass die TBM ihr Ziel punktgenau und zur Zufriedenheit des Auftraggebers erreichte.
Die unterirdischen Abwasserkanäle Londons, die Sir Joseph Bazalgette nach dem Großen Sturm von 1858 baute, dienen der Stadt seit über 160 Jahren. Das Bevölkerungswachstum auf rund 16 Millionen Einwohner hat jedoch zu einer Überlastung der Systeme geführt. Der Thames Tideway, auch bekannt als „Supersewer“, ist eines der größten Kanalisationsprojekte Großbritanniens und wird die überschüssigen Abwässer, die derzeit in die Themse geleitet werden, sammeln und zu einer Kläranlage leiten. Mit dem Bau des 25 km langen Abwasserkanals von Acton nach Beckton mit einem Durchmesser von 7,2 m und einer Tiefe von bis zu 60 m wurde 2016 begonnen. Der Vortrieb startete 2018. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kanals ist für 2025 geplant.
Vortrieb des Freispiegelentwässerungskanals
Sechs Tunnelbohrmaschinen (TBM) arbeiten am Thames Tideway Projekt und graben den Hauptkanal und zwei kleinere Verbindungstunnel. Im 24/7-Betrieb wurden drei der sechs geplanten Vortriebsabschnitte fertiggestellt und mit einer zweiten Auskleidung versehen, um die Wasserdichtigkeit zu gewährleisten. Für den 6.942 m langen Abschnitt Thames Tideway West C405 von Acton nach Wandsworth lieferte Herrenknecht eine TBM mit einem Außendurchmesser von 8.100 mm. Die TBM baut die Sekundärauskleidung mit ein, um den Betriebsdurchmesser von 7,2 m zu erreichen. Dafür ist es wichtig, dass die geplante Tunnelachse genau eingehalten wird.
Herausforderungen meistern
Wir sind stolz, dass unsere Systeme die TBM durch diese anspruchsvolle Strecke führen. Folgende VMT-Produkte waren im Einsatz:
- TUnIS.TBMLaser
- TUnIS.moving station
- TUnIS Navigation Office
- VDMS.Process
- TUnIS.mobile app
Für dieses wichtige Projekt haben wir unsere bahnbrechende TUnIS.moving station spezifiziert, die es der Totalstation ermöglicht, sich entlang des Portals zu bewegen, anstatt an der Tunnelwand montiert zu sein. Durch die Verwendung von drei Prismen an der Tunnelwand und eines elektronischen Laserziels im Schild der Tunnelbohrmaschine (TBM) zur präzisen Positionsbestimmung bietet die bewegliche Station Effizienz und Genauigkeit im Tunnelbau.
Das neue System wurde zunächst im Londoner Tideway-Tunnel zusammen mit dem Primärnavigationssystem von VMT getestet. Diese Tests waren so erfolgreich, dass die Tunnelbauarbeiten auf einer Strecke von 560 m auf das neue TUnIS-System mit mobiler Station umgestellt wurden, welches das Standardnavigationssystem von VMT ersetzt.
„Die Verbesserung der Zeiteffizienz – und damit die Kosteneinsparung – ist vor allem auf die Vorteile dieses Systems zurückzuführen.“
Roy Behrend,
Chief Surveyor fÜr BAM Nuttall,
Morgan Sindall, Balfour Beatty Joint Venture
Weitere Effizienzsteigerungen und eine deutliche Verbesserung der Sicherheit wurden dadurch erreicht, dass die Ingenieure und Vermesser auf der Baustelle die TUnIS.mobile App zur Fernsteuerung des Navigationssystems außerhalb der Kontrollkabine nutzen konnten. Damit konnte ein Großteil der risikoreichen Arbeiten über ein mobiles Gerät ausgeführt werden.